Das Statistische Bundesamt meldet für Juli 2025 einen Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist die höchste Zuwachsrate seit Oktober 2024 (+22,9 Prozent).

Bei den Ergebnissen sei zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen, so die Statistiker. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege daher in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Wenige Großinsolvenzen

Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) meldete mehr Firmenpleiten. Seiner Analyse zufolge liegt die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im Juli bei 1.588. Das seien 12 Prozent mehr als im Vormonat und 13 Prozent mehr als im Juli 2024. "Wir sehen im Juli eine auffällig hohe Zahl an Insolvenzen bei gleichzeitig nur moderater Arbeitsplatzgefährdung", sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung. Das liege vor allem daran, dass es wenige Großinsolvenzen gegeben habe.

Das IWH erfasst ausschließlich Personen- und Kapitalgesellschaften, während zu den vom Statistischen Bundesamt erfassten Regelinsolvenzen auch die Gruppe der Kleinstunternehmen gehören. Auch bestimmte natürliche Personen wie Selbstständige oder ehemals selbstständig Tätige mit unüberschaubaren Vermögensverhältnissen sowie privat haftende Gesellschafter und Einzelunternehmer zählen dazu. 

Langanhaltende strukturelle Veränderungen

Der aktuelle Anstieg der Regelinsolvenzen um 19,2 Prozent ist nach Einschätzung des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) überraschend hoch, er müsse allerdings noch keine Trendwende bedeuten. Viele Insolvenzen seien auf langanhaltende strukturelle Veränderungen zurückzuführen, oftmals über Jahre gewachsen.

"Über die vielfältigen weltpolitischen Verwerfungen geraten viele branchenspezifische Veränderungsprozesse als Insolvenzursache aus dem Fokus", sagt der VID-Vorsitzende Dr. Christoph Niering. Zu schnell werde die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht. "Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden", so Niering.

(Destatis / STB Web)

Artikel vom: 11.08.2025